Projekt

Photovoltaikanlage mit "Sonnenscheibe" auf dem Pavillon Lister Meile 4, Hannover, Objekt- und Tragwerksplanung,
Beratung: Architekten M. und R. Voltmer

Situation:
Der Raschplatz-Pavillon war ursprünglich ein Provisorium für ein Kaufhaus. Inzwischen ist er, völlig anders genutzt, ein kultureller "Brennpunkt" im Stadtteil List, getragen von einer Bürgerinitiative. Ziel der geplanten Anlage zur Gewinnung von Solarenergie war nicht nur, Energie auf alternative Weise zu gewinnen, sondern durch die dafür notwendige Konstruktion zugleich Werbung für diese Art von Energiegewinnung zu machen. Die Konstruktion, die wir vorschlugen und die zur Ausführung ausgewählt wurde, erfüllt noch ein drittes Bedürfnis der Nutzer: Symbol zu sein (siehe unten).

Die Photovoltaik-Anlage besteht aus 2 Teilen:
Teil 1 liegt in horizontaler Ebene dicht oberhalb des Daches über dem 1. OG innerhalb eines Kreises von 34 m Durchmesser,
Teil 2, die "Empore", in internen Gesprächen auch "Sonnenscheibe" genannt, ist eine Art runder Tisch von 18 m Durchmesser, unter 20 nach Süden geneigt, 3 m über Teil 1 beginnend und nach Norden hin ansteigend. Diese beiden Flächen wirken wie das Abbild eines großen Saales mit Parkett und geneigter Empore, Zeichen und Werbung für das im Inneren des Pavillons stattfindende Musik- und Sprechtheater.

Schon im Modell und noch viel stärker im fertigen Zustand zeigt sich, wie stark das ungewöhnliche aber für seinen Zweck auch ungewöhnlich einleuchtende Bauwerk den schlichten Pavillon verwandelt und die Atmosphäre des kleinen städtischen Platzes steigert, der hier beginnt.

Konstruktion:
Haupttragwerk der geneigten "Empore" sind zwei in der Fallinie liegende I-Träger und ein wie die Felge eines Rades den kreisförmigen Rand bildendes torsionssteifes Profil. Die Nebenträger sind Rohre, in rechtem Winkel zu den 2 Hauptträgern und parallel zueinander liegend. Auf ihnen lassen sich die Solarpaneele am günstigsten in optimaler Neigung anbringen.

Diese "Sonnenscheibe" wird gestützt durch ein System von "Böcken" unter den Hauptträgern, konstruiert vor allem unter dem Gesichtspunkt einfachster Montage. Denn ihre Beine werden durch das Flachdach des eingeschossigen Restaurants "Mezzo" geführt und unter dessen Boden gegründet. Ihre Lage ist durch die Nutzung des Restaurants, die Fundamente, Stützen und Wände der vorhandenen Konstruktion und die Träger der Decke auf nur wenige geeignete Stellen beschränkt.

Die Konstruktion der horizontalen "Solarscheibe" ist nach gleichem Prinzip konstruiert. Hier allerdings liegen Haupt- und Nebentragwerk in schiefem Winkel zueinander, da die für die Solarpaneele optimale Nord-Süd-Ausrichtung von der Richtung der Konstruktionsachsen des darunter liegenden Stahlbeton-Fertigteil-Bauwerks erheblich abweicht und die Lasten ökonomisch zwingend unmittelbar in die vorhandenen 4 Innen- und 8 Außenstützen des 8-eckigen Geschossen eingeleitet werden mußten.

Details:
Alle Durchdringungen der vorhandenen Stahlbetonkonstruktion durch die Stahlkonstruktion der Photovoltaik- Anlage wurden sorgfältig thermisch trennend ausgebildet. Die sichtbaren Anschlüsse der Konstruktions-elemente wurden nicht nur statisch und montagetechnisch optimal gestaltet sondern auch architektonisch, das heißt als besondere, individuelle, nicht schematische, nicht alltägliche Form. Wir hoffen, das sieht, wenn er will, auch der Laie.
Bauherr Die Bürgerinitiative Raschplatz e.V. und der Verein Ökostadt e.V.