Projekt Wettbewerb Überdachung der Tribünen des Niedersachsenstadions
Architekten Höhlich, Schmotz & Grieshop, Burgdorf
Dieser Typ einer Dachkonstruktion erfüllt 2 Wünsche:

Er ermöglicht ein Dach großer Leichtigkeit und minimaler Masse an Konstruktionsmaterial und eine asymmetrischer Form, weit weg von der öden Symmetrie oder Fast-Symmetrie dieser bisher gebauten Großformen.
Ausgehend vom Konstruktionsprinzip des kreisförmigen Speichenrades wird diese Geometrie nicht einfach zu einer elliptischen Form verzerrt, sondern aufgelöst in 2 Ausschnitte, die sich zu einem neuen Prinzip, dem Prinzip des Augenrades verbinden lassen und gegenseitig im Gleichgewicht halten.

Das Speichenrad-Schema erfordert für die radial liegenden vorgespannten Seilbinder entweder außen 2 Druckringe und innen einen Zugring oder innen 2 Zugringe und außen einen Druckring. Die Fläche der Dachhaut schließt natürlich innen wie außen nur an einem Ring an. Das hat zur Folge, dass bei 2 Ringen außen der zweite, oberhalb der Dachebene sozusagen in der Luft hängende wie ein optisch / architektonisch eher überflüssiger übergroßer Heiligenschein wirkt, als Druckring auch noch von nicht zu übersehender optischer Masse.

Innen dagegen ist ein zweiter Ring viel kleiner, als Zugring viel dünner, und deswegen viel weniger auffällig. Und er ist - ein weiterer. neuer Gedanke - gar nicht mehr als ein optisch eigentlich überflüssiger Ring wahrnehmbar, wenn je nur eine Hälfte frei in der Luft liegt, die andere zugleich Rand der Dachfläche ist.

Die Dachflächen werden nicht, wie bisher ausgeführt, sämtlich in der Untergurtebene der radialen Seilbinder angeordnet, sondern auf einer Seite der Arena in der Untergurtebene, auf der andern in der Obergurtebene. In der Obergurtebene günstig auf der der Wind- und Regenrichtung zugewandten Seite, dann ist der Regenschatten groß, auf der gegenüber liegenden Seite in der Untergurtebene, in minimaler Höhe. So ist der Regenschutz optimal.

Und so gelingt das Unerwartete: Das Tragwerk ist statisch günstig ziemlich symmetrisch, die sichtbare Form der Dachflächen aber als Ganzes unsymmetrisch. Die Form erscheint ganz frei gewählt, nicht irgend einem Zwang von Kräften oder vorgegebener Geometrie notgedrungen folgend.

Die zweite Besonderheit: Die Form des Innenringes ist nicht die schematische Form eines Kreises oder einer Ellipse sondern die viel freier wirkende Form einer Linse oder eines Auges. Die Innen-"Ringe" erscheinen gar nicht als durchgehende Ringe, sondern, da der frei schwebende Ringausschnitt auf der einen Seite in den Rand der Dachfläche auf der anderen Seite übergeht, als Teil eines freien Spiels mit den Konstruktionselementen, die zusammen ein neues räumlich plastisch gestaltetes Ganzes erzeugen.

Der Unterschied zwischen dieser Form und der bisher gebauten ist ähnlich wie zwischen griechischen und römischen Amphitheatern: die römischen sind symmetrisch, geschlossen, die griechischen unsymmetrisch, offen zu schöner Landschaft.
Auslober Landeshauptstadt Hannover

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