Projekt Konstruktion für eine große Halle
zum Beispiel für eine Messehalle, mit der Möglichkeit vollkommener natürlicher Belichtung von Norden.

Das naheliegende Prinzip ist das einer Folge von Sheds, nach Norden gerichtet. Die Sheds hier haben zwei Besonderheiten:

sie sind nicht einfache - im Sägezahn-Schnitt liegende Flächen, sondern die lange, lichtundurchlässige Fläche ist noch einmal gebrochen und zwar nach innen gebaucht, besser gesagt, nach innen einspringend Das hat zwei Vorteile: es minimiert den Innenraum und ist günstig für die Akustik innen, der Schall wird gestreut. Die sich wiederholende Einheit des Tragwerks ist ein Faltwerk aus drei "Flächen". Die Flächen sind Fachwerke. Die Form wird durch Querscheiben stabilisiert.

Die zweite Besonderheit: die Sheds sind nicht nur in der Dachfläche, sondern auch in der oberen Hälfte der Fassade der Längsseiten die natürliche Lichtquelle. Die untere Hälfte der Längsseiten erhält nur noch ein Fensterband in Augenhöhe, das den Sichtkontakt zwischen innen und außen herstellt. So wird die Halle auch von den Seiten her mit reinem Nordlicht erhellt. Damit wird der Wärmeeintrag minimiert, die Qualität des Lichtes optimiert.

Eine dritte Besonderheit betrifft die große Halle als Ganzes: es ist schön, wenn ein solches Gebäude, Maße etwa 120 m x 240 m, unterteilt werden kann. Das Modell zeigt diese Möglichkeit. Diese Schneise, durch ein höheres und größeres Oberlicht auch betont belichtet, enthält ganz natürlich die Haupt- zugänge so suggestiv, dass sie niemand verfehlen wird.

Zwei Wände beiderseits dieser Schneise nach dem Prinzip der Schiebetüren auf- und abbaubar, lassen die zwei Nutzungseinheiten auch akustisch isolieren und die breite Schneise als Foyer nutzen. Die Shed-Fassade wird im Innenraum von der unteren Hälfte durch eine Galerie getrennt, auf der man in die Sheds wie in Erker treten und hinausschauen kann.

Was ist das Ungewöhnliche, Besondere an dieser Konstruktion:

Das noch nie gesehene Äußere. Das ist für sich allein noch gar keine Qualität "Noch nie gesehen" könnte ja auch ein ganz abwegiger Einfall sein. Was dieses Gebilde hier vor vielem noch nie Gesehenen der heutigen Architektur auszeichnet ist: das, was hier die ungewöhnliche Form hervorbringt, ist gerade das ganz Zweckmäßige, das ganz Vernünftige, das eigentlich Erwünschte: die Konstruktion zur natürlichen Belichtung. Eben sie, die eine sehr große Halle für alle möglichen Nutzungen geeignet macht, ist es, die vor allem die ungewöhnliche Form hervorbringt. Und zwar dadurch, dass sie besonders günstig belichtet: nicht nur die Dachflächen, sondern auch die Fassadenflächen genießen das reine Nordlicht. Man könnte sagen, das Vernünftige wird auf die Spitze getrieben.

Das Faltwerk wirkt zugleich als Dachscheibe, so dass die aussteifenden vertikalen Bauteile sich auf die Giebelsseiten und - wieder - auf den Bereich der Schneise beschränken können. Die im Modell angedeuteten Installationstürme würden sich hierfür vorzüglich eignen.

Es gibt noch etwas, was mir an diesem Konstruktionsprinzip gut gefällt. Man muss die Fachwerke, die die lichtundurchlässigen Dachflächen bilden von innen nicht sehen lassen. Man kann die innere Dachfläche z. B. mit Holz- Flächen-Elementen ausbilden, so dass das Fachwerk zwischen innerer und äußerer Dachfläche liegt und den Hohlraum zur Lüftung gebrauchen.

Damit ist eine Dachkonstruktion möglich, die ganz ohne ein Gestrüpp von Seilen und Stäben im Raum auskommt, wie das so viele große Hallen haben und das so selten aussieht, als hätte man es sich wirklich so gewünscht.

Und natürlich ist für die Ereignisse in so einer großen Halle nichts angenehmer, als eine klare, ruhige, gut belichtete flächige Dachkonstruktion.